Kosten im Blick: Gemeinsam für bessere Rahmenbedingungen
Der anhaltende Kostendruck stellt viele Beherbergungsbetriebe vor grosse Herausforderungen. Um Entlastungen zu erreichen und weiteren Belastungen vorzubeugen, sucht HotellerieSuisse den stetigen Dialog mit Partnern aus Politik und Wirtschaft.
- HotellerieSuisse
- Schwerpunkte und Trends
- Branchengeschichten
- Tourismusstimmen

Die Coronapandemie scheint schon wieder in weiter Ferne, der Tourismus floriert, und die vertraute Dynamik ist in die Schweizer Beherbergungsbetriebe zurückgekehrt. Doch ein Schatten der Pandemie bleibt: der hohe Kostendruck. HotellerieSuisse setzt sich gemeinsam mit politischen und wirtschaftlichen Partnern dafür ein, diesen zu mindern. Mitte-Nationalrat Vincent Maitre will mit einer Motion die Sozialabgaben auf Trinkgelder verhindern, und Severin Pflüger vom Verband Elektronischer Zahlungsverkehr kämpft gegen überhöhte Kartengebühren.
Der Schweizer Tourismus hat sich seit der Coronapandemie, die mittlerweile in weiter Ferne scheint, gut erholt. Beherbergungsbetriebe werden rege besucht, und der gute Service sowie die Gastfreundschaft werden geschätzt. Doch die erfreulichen Buchungszahlen können leider nicht über einen negativen Aspekt hinwegtäuschen, der Betriebe seit der Pandemie begleitet: die gestiegenen Kosten. Sei dies im Personalbereich, beim Wareneinkauf oder bei den Energiepreisen – die Mehrausgaben belasten das Geschäftsergebnis immer stärker. Damit sich die Situation für die Betriebe entspannt und nicht noch weiter zuspitzt, steht HotellerieSuisse in einem stetigen Austausch mit Partnerinnen und Partnern aus der Politik, um die Rahmenbedingungen in der Schweiz zu verbessern. So soll sich die Branche von ihrer besten Seite zeigen und optimistisch, tatkräftig und innovativ in die Zukunft blicken können. Zwei dieser Partner haben wir getroffen und mit ihnen über verschiedene Kostenfaktoren in der Beherbergung gesprochen: das Trinkgeld sowie die damit verbundene drohende Zusatzbelastung durch Sozialabgaben und Gebühren bei elektronischen Zahlungsmitteln – ein grosses Thema in der Beherbergung, da eine grosse Mehrheit der Zimmerrechnungen mit elektronischen Zahlungsmitteln beglichen wird.
Passend
Vincent Maitre, Nationalrat Die Mitte/GE
Wir haben Vincent Maitre im Hotel Ritz-Carlton am Ufer des Genfersees getroffen. Bereits in den ersten Minuten des Gesprächs wird klar: Steuern und Sozialabgaben auf Trinkgelder sind für ihn fundamental falsch und belasten Unternehmen mit hohen Kosten und bürokratischem Aufwand. Die aktuelle Rechtslage in der Schweiz hält fest, dass auf Trinkgelder nur dann Sozialabgaben wie AHV oder Krankentaggeld bezahlt werden müssen, wenn sie einen wesentlichen Teil des Einkommens ausmachen. In der Praxis ist dies nur sehr selten der Fall, da es sich meist um kleinere Beträge handelt, die Wertschätzung und Anerkennung für guten Service ausdrücken. Doch durch die Schieflage der AHV ist der Bundesrat auf der Suche nach neuen Einnahmequellen und stellt eine generelle Sozialabgabepflicht auf Trinkgelder in den Raum. Dagegen hat Vincent Maitre eine Motion eingereicht.
Die Folgen einer solchen Abgabepflicht wären sowohl für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmende erheblich. Lohnkosten würden stark steigen – unter anderem auch, weil Trinkgelder dann beispielsweise in die Berechnung des 13. Monatslohns einfliessen würden. Der Nationalrat sieht zudem einen zusätzlichen bürokratischen Aufwand, den gerade kleine Unternehmen kaum stemmen könnten. Betroffen wären neben der Beherbergung und Gastronomie auch viele andere Branchen, in denen Betriebe mit kleinen Margen kalkulieren – etwa Coiffeursalons, Taxiunternehmen, Lieferdienste oder Blumengeschäfte. Für sie würde zusätzlicher Aufwand weniger Zeit mit Kundinnen und Kunden bedeuten, und die entstandenen Mehrkosten müssten letztlich auf die Preise überwälzt werden.
Im Video erzählt Vincent Maitre, weshalb er eine Sozialabgabepflicht auf Trinkgelder für eine schlechte Idee des Bundesrates hält.
Severin Pflüger, Geschäftsführer Verband Elektronischer Zahlungsverkehr (VEZ)
Severin Pflüger ist Geschäftsführer des VEZ und setzt sich dafür ein, dass Unternehmen in der Schweiz über eine faire und transparente Gebührenstruktur im Zahlungsverkehr verfügen. Gerade in der Beherbergung, in der Zahlungen mit Karten einen Grossteil der Transaktionen ausmachen, sind Gebühren für elektronische Zahlungsmittel wie Kreditkarten, Apple Pay oder Debitkarten ein bedeutender Kostenfaktor. Denn bei jeder Zahlung, die ein Gast tätigt, kommt ein gewisser Teil nie beim Betrieb an: An jeder Transaktion verdienen Banken, Card Schemes – wie Visa oder Mastercard – und Acquirer, die eine Zahlung abwickeln und das Gerät zur Verfügung stellen, mit.
Im Gespräch mit Severin Pflüger wird deutlich: In der ganzen Wertschöpfungskette einer elektronischen Zahlung ist ihm eine Gebühr ein besonderer Dorn im Auge – die sogenannte Interchange Fee. Diese Gebühr wird einseitig von den Card Schemes, also beispielsweise Visa, festgelegt und bleibt bei den Banken, die Karten herausgeben.
Die Gebühr soll ein Anreiz für Banken sein, möglichst viele Karten in Umlauf zu bringen. Laut Pflüger sind in der Schweiz jedoch bereits rund 25 Millionen Karten im Umlauf – das entspricht etwa drei Karten pro Portemonnaie. Der ursprüngliche Zweck der Gebühr scheint somit längst überholt.
Hinzu kommt, dass eine einseitig festgelegte Gebühr einer Preisabsprache gleichkommt, was im Wettbewerbsrecht verboten ist. Der VEZ hat deshalb eine Klage beim Zürcher Handelsgericht eingereicht, um gegen diese Gebühr vorzugehen.
Ein Erfolg des Prozesses wäre auch für Beherbergungsbetriebe eine enorme Entlastung – ebenso für viele andere Unternehmen, die bei jeder Kundenzahlung für diese Gebühr aufkommen müssen.
Im Video erklärt Severin Pflüger, warum eine Abschaffung der Interchange Fee eine so grosse Herausforderung ist.





