Nachhaltigen Tourismus fördern: Ja zum Klimagesetz

Am 18. Juni stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über das Klimagesetz ab, gegen welches die SVP das Referendum ergriffen hat. Beim Gesetz handelt es sich um den indirekten Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative. Die Aufnahme der Ziele auf Gesetzesstufe hat deutlich schnellere Resultate zur Folge, als der Weg über einen Verfassungsartikel. Kevin Obschlager und Sarah Keller, Gastgeber im Boutique Hotel The River House in Andermatt zeigen auf, weshalb es das Klimagesetz jetzt braucht. Auch das Parlament hat das Gesetz mit grosser Mehrheit angenommen.

Eine breite Tourismusallianz sagt Ja zum Klimagesetz, denn der Schweizer Tourismus ist stark vom Klimawandel betroffen. Unsere Branche lebt zu einem grossen Teil von intakter Natur, Umwelt und Landschaft. Es liegt deshalb im ureigenen Interesse der Tourismusakteure das höchste Gut der Tourismusbranche nachhaltig und langfristig zu schützen. Diese Aussage unterstützt auch Kevin Obschlager, Gastgeber im Boutique Hotel The River House: «Das Thema ist so allgegenwärtig, dass es nicht einfach in den Wind geschlagen werden kann. Den Gegnern ist noch nicht bewusst, welche Bedeutung die Rettung des Klimas für unsere und andere Branchen hat.» Denn wir sind aus Sicht des Hoteliers auf einen effektiven Klimaschutz angewiesen, für welchen das Klimagesetz nun die Weichen stellt: «Wir erreichen beim Klimawandel verschiedene kritische Situationen beziehungsweise Phasen, deren Folgen nach Erreichung nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Aktuelle wissenschaftliche Zahlen zeigen, dass es nicht mehr fünf vor zwölf, sondern viel mehr fünf nach zwölf ist», sagt der Hotelier. Alles, was uns der Klimaschutz nun kostet, sei um ein vielfaches günstiger, als was uns die Folgen in Zukunft kosten werden. Daher sei es auch von grösster Bedeutung, jetzt nachhaltige Investitionen zu tätigen.

Damit die Schweiz weiterhin zu den nachhaltigsten Tourismusdestinationen der Welt gehört, führt kein Weg an Netto-Null bis 2050 vorbei. Deshalb setzt sich HotellerieSuisse gemeinsam mit weiteren Tourismusverbänden für ein Ja zum Klimagesetz ein. Das Thema Nachhaltigkeit hat im Boutique Hotel The River House bereits seit längerem eine wichtige Bedeutung. Seit der Eröffnung 2006 hat das Gastgeberpaar verschiedene Investitionen getätigt, um stets auf dem möglichst neusten Stand bezüglich Nachhaltigkeit zu sein. «Wir verlagern auch immer mehr von unseren Investitionen in externe Projekte, wie beispielsweise in die Aufforstung», sagt Sarah Keller und betont dabei auch die Wichtigkeit des gesamten Teams: «Bei den Massnahmen im Betrieb ist das Team das wichtigste Fundament. Dieses setzt die diversen Massnahmen im Alltag schlussendlich um und trägt diese auch mit. Ohne ein Team, das dies versteht und entsprechend ausgebildet wird, nützen alle Massnahmen nichts.»  

Wettbewerbstrumpf Nachhaltigkeit langfristig sichern

Nachhaltigkeit ist für Kevin Obschlager und Sarah Keller einer der wichigsten Faktoren im Tourismus. Die Tourismusdestination Schweiz steht für einen umsichtigen und ressourcenschonenden Umgang mit der Umwelt. Auch in Rankings belegt die Schweiz stets Plätze ganz vorne: «Wir geniessen im Ausland einen Ruf als einzigartiges, schönes, vielfältiges und sauberes Land – die ausländischen Gäste schwärmen wortwörtlich von der Destination Schweiz», sagt Sara Keller. Damit dies auch so bleibt, wird der Tourismussektor seinen Anteil zum Netto-Null-Ziel beitragen. «Die gesamte Branche braucht das Klimagesetz, das steht für mich ausser Frage. Eine rasche Umsetzung ist dabei der entscheidende Faktor», sagt Kevin Obschlager.

Weiter bietet das Gesetz auch Vorteile für die Betriebe. Bei der Annahme können sie von Förderprogrammen bei Gebäudesanierungen profitieren. Der Bund unterstützt die Betriebe, indem er den Ersatz von Öl- und Gasheizungen durch klimaneutrale Heizsysteme in den nächsten zehn Jahren mit zwei Milliarden Franken fördert. «Da wir in unserem Betrieb stets Investitionen getätigt haben, sind unsere Möglichkeiten im Betrieb selbst beschränkt. Aus baulicher Sicht können wir jedoch bei unserem beinahe dreihundertjährigen Gebäude noch einiges umsetzen. Hier bietet das Klimagesetz die Chance, uns Wege und Lösungen aufzuzeigen, wie wir diese Thematik angehen können», sagt Sarah Keller. Zusätzlich weist die Hotelière auf weitere wichtige Aspekte hin. «Die Massnahmen sollen den einzelnen Betrieben aufzeigen, wie sie mit sinnvollen und nachhaltigen Investitionen nicht nur das Klima schützen, sondern mittel- und langfristig auch echtes Geld sparen können. Zudem werden durch das Klimagesetz innovative Ideen und Umsetzungen in den einzelnen Betrieben stark gefördert – das findet in der Debatte viel zu wenig Aufmerksamkeit.»

Die Chance freiwilliger Branchenlösungen packen

Die Wirtschaft bekennt sich zum Netto-Null-Ziel bis 2050 und so stehen etwa die grossen Dachverbände wie economiesuisse, Swissmem und scienceindustries dahinter. Das Klimagesetz sieht vor, dass die Branchen in selbst erarbeiteten Fahrplänen eigenständig bestimmen, wie sie das Netto-Null-Ziel erreichen wollen. Der Bund unterstützt sie dabei mit Grundlagen, Standards und fachkundiger Beratung, wenn die Fahrpläne bis 2029 ausgearbeitet werden. So geht das Gesetz auf die unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Bedürfnisse einzelner Branchen ein. «Branchenspezifische Fahrpläne sind nötig und wichtig, aber schlussendlich müssen wir alle gemeinsam das komplette Ziel erreichen», meint Kevin Obschlager. Die Betriebe können ihre individuellen Anpassungs- und Investitionskosten unter dem neuen Gesetz langfristig planen, denn die Zeitspanne reicht bis 2050. Treibhausgas-Emissionen können so Schritt für Schritt reduziert werden und müssen nicht von 100 auf 0 zurückgefahren werden.

Gemeinsam mit der Wirtschaft zu Netto-Null 2050

HotellerieSuisse sagt Ja zum Klimagesetz, da Betriebe dank freiwilligen Branchenfahrplänen flexibel bleiben. Ausserdem profitiert die Wirtschaft von einem 2-Milliarden-Impulsprogramm zum Ersatz fossiler Heizungen. Zudem werden Innovationen im Klimabereich bis 2030 mit jährlich 200 Millionen Franken gefördert. Nicht zuletzt wird die Umsetzung des Klimagesetzes mittelfristig für die Schweiz das Risiko von Versorgungsengpässen und Preisschocks mindern.