Jetzt gemeinsam Energie sparen!

Das Risiko einer Energiemangellage ist realer denn je. Nun sind wir alle gefordert, noch mehr Effort zu leisten und damit die Mangellage abzuwenden. Als angenehmen Nebeneffekt können Sie damit auch Kosten sparen. Jan Stiller vom Lenkerhof gourmet spa resort in Lenk und Jan Molderings vom Hotel Rössli Gourmet & Spa in Weggis setzen sich bereits seit längerem mit den Themen Energie und Energieffizienz auseinander. Sie erzählen, welche kurz- und langfristigen Massnamen sie bereits umgsetzt haben und wo auch Branchenkolleginnen und -kollegen ansetzen können.

Kurzfristige Massnahmen gezielt angehen

Jan Stiller ist Direktor im Lenkerhof gourmet spa resort in Lenk und beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Energie und Energieeffizienz. Neben langfristigen Massnahmen, die im Betrieb schon vor der drohenden Energiemangellage umgesetzt wurden, treffen sie momentan kurzfristige Massnahmen: Zusätzlich zu Investitionen in die Beleuchtung mittels LED-Lampen und Bewegungsmeldern in den rückwärtigen Räumen oder der Überprüfung aller technischen Installationen hat Jan Stiller mit seinem Team einen Prioritätenplan aller Anlagen mit möglichen Szenarien in den verschiedenen Bereichen erstellt: «Dieser beinhaltet die Abschaltung von verschiedenen Beleuchtungen im Aussenbereich oder Vitrinen sowie die Verkürzung der Betriebszeiten in unterschiedlichen Bereichen wie der Etagenbeleuchtung oder den Lüftungen», erläutert der Hotelier und meint weiter: «Wir haben aber auch unantastbare Systeme definiert, wie beispielsweise die Notbeleuchtung, die Brandmeldezentrale oder die Serveranlage.»

Kolleginnen und Kollegen, die sich dem Thema nun annehmen, rät der Hotelier, nichts zu überstürzen und strukturiert vorzugehen: «Der erste Schritt ist eine Bestandesaufnahme und eine allgemeine Prüfung, wo Einsparungen überhaupt möglich sind. In der Regel findet sich sehr viel Potential.» Auch die Energiepreise sollte man im Auge behalten, sagt Jan Stiller: «Die Preise verändern sich gerade beim Öl täglich. Deshalb lohnt es sich, diese genau zu beobachten und allenfalls in Szenarien zu denken.» Weiter empfiehlt der Hotelier, bisher meist kostenlose Dienstleistungen zu evaluieren – beispielsweise die Verrechnung von Elektrotankstellen: «Die Zeiten, in denen man mit einer Elektrotankstelle Gäste anziehen konnte, sind vorbei», sagt Jan Stiller. Hier brauche es auch etwas Mut, neue Wege zu gehen.  

Langfristige Massnahmen ins Auge fassen

Jan M. Molderings, Gastgeber im Hotel Rössli Gourmet & Spa in Weggis, bereitet sich zurzeit mit seinem Team auf mögliche Szenarien vor: «Wir stellen bereits jetzt einen Katalog mit den möglichen Massnahmen zusammen – diese reichen von der Abschaltung einzelner Geräte bis hin zur kompletten Schliessung eines unserer drei Gebäude», sagt der Hotelier und betont damit den Ernst der Lage. Der Betrieb im Kanton Luzern hat seine Hausaufgaben in den letzten Jahre gemacht und Investitionen getätigt – so installierte er zum Beispiel eine Solaranlage auf dem Dach: «Durch diese und weitere Effizienzsteigerungsmassnahmen konnten wir in etwa eine Halbierung des Energieverbrauchs erzielen», sagt Molderings. Solche Investitionen benötigen allerdings viel Vorlaufzeit. Dazu kommen weitere Faktoren, denen im Prozess Rechnung getragen werden müssen: «Aufgrund hoher Auslastung ist es schwierig, geeignete Fachleute für die Umsetzung zu finden. Erschwerend kommt seit Corona hinzu, dass viele Materialien lange Lieferfristen haben», sagt der Hotelier.

Nichtsdestotrotz appeliert er, langfristige Massnahmen ins Auge zu fassen und zeigt den klaren Mehrwert dieser auf: «Wir realisieren, unabhängig von der erwarteten Energiemangellage, ständig weitere Optimierungen im Energiebereich. Dies geschieht ohne, dass unsere Dienstleistungen an Qualität einbüssen. So sind wir grösstenteils auch in der Lage, höhere Energiekosten zu tragen.» Damit spricht auch Jan Molderings den Aspekt der steigenden Energiekosten an. Die Branche leidet stark unter den steigenden Strompreisen, da viele Betriebe Grossverbraucher sind und ihren Strom auf dem freien Markt beziehen. Diese Unternehmen stehen vor akuten finanziellen Herausforderungen, die sich zu einer existenzbedrohenden Lage entwickeln können, wenn die Preise weiterhin steigen.

HotellerieSuisse appelliert deshalb an die Stromversorger, die schwierige Situation nicht auszunutzen. Der Strompreis muss sich an den Entstehungskosten orientieren und es dürfen keine ungerechtfertigten oder überhöhten Margen verlangt werden. Falls die Situation andauert, werden sich die steigenden Energiekosten je nach Situation auch im Zimmerpreis niederschlagen müssen. Hier sieht der Verband zwei mögliche Ansätze. Entweder integrieren Hotels die Kosten im Zimmerpreis oder sie erheben einen freiwilligen Energiezuschlag. Der Aspekt der Freiwilligkeit ist bei einer separat ausgewiesenen «Energietaxe» rechtlich zwingend.

Das Hotel Rössli Gourmet & Spa in Weggis fokussiert sich auf langfristige Massnahmen, aber einen kurzfristigen Tipp hat Jan M. Molderings trotzdem bereit: «Eine Lösung, die wir allen Hotels mit Ölheizung sehr empfehlen können: die Verwendung eines Additivs beim Heizöl um die Verbrennung zu verbessern und somit den Verbrauch um ungefähr 10 Prozent zu reduzieren.»

Mitarbeitende ins Boot holen

Auch die Sensibilisierung der Mitarbeitenden im Umgang mit Energie steht im Zentrum. «Wir haben seit vielen Jahren ein wiederkehrendes Reporting, das auf den internen Kommunikationskanälen präsentiert wird. Hier können sich alle Mitarbeitenden über die aktuelle Situation informieren. Dazu gehören Kosten und Verbrauch, aber auch laufende Optimierungen sowie Verbesserungspotenziale», sagt Jan Stiller. Das im Lenkerhof eingesetzte Umweltteam  generiert immer wieder Tipps und Tricks für ein ökologischeres Leben – vom einfachen Reminder zum Lichter löschen bis hin zu Haarpflegetipps ohne Shampoo: «Wir wollen unsere Mitarbeitenden kontinuierlich für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren», sagt Jan Stiller.

Auch Jan M .Molderings zieht sein Team im Rahmen von Teamsitzungen konsqeuent mit ein: «Einige Verbesserungen der Effizienz sowie Ideen für mögliche Energiesparmassnahmen sind durch Vorschläge der Mitarbeitenden entstanden.» Auch die Sensibilisierung der Mitarbeitenden für Energiesparthemen im Tagesgeschäft ist laut dem Hotelier unabdingbar, denn: «Schlussendlich werden die Massnahmen durch die Mitarbeitenden mit umgesetzt.»

Gäste transparent informieren

Buchen Gäste einen Aufenthalt, müssen diese transparent über mögliche Einschränkungen ins Bild gesetzt werden. Dem stimmen auch die beiden Hoteliers zu: «Vorläufig versuchen wir unsere Massnahmen so zu gestalten, dass die Gäste davon noch nicht viel zu spüren bekommen – also im Hintergrund. Sollte es zu weiteren Massnahmen kommen, wird ein nächster Schritt jedoch sein, die Kommunikation gegenüber den Gästen auszuformulieren. In den letzten Jahren haben wir Systeme aufgebaut, die eine schnelle, direkte und unkomplizierte Möglichkeiten bieten, Gäste über allfällige Massnahmen informieren zu können», sagt Jan Stiller.

Für Jan M. Molderings ist Tansparenz gegenüber den Gästen unabdingbar: «Wir informieren bereits bei der Buchung über allfällige Einschränkungen der Dienstleistungen, um keine Gäste zu enttäuschen. Aus diesem Grund publizieren wir allfällige Massnahmen auch auf unserer Website sowie auf den verschiedenen Buchungsplattformen und über die Reservationsbestätigung.» Die Gäste sollen entscheiden können, ob sie ihren Aufenthalt wahrnehmen wollen: «Wenn Gäste einen Aufenthalt aufgrund unseres Spa-Bereichs gebucht haben, dieser dann aber aufgrund einer Energiemangellage nicht vollumfänglich zur Verfügung stehen würde, sollten sie die Möglichkeit haben, auch kurzfristig und kostenfrei stornieren oder umbuchen zu können. Dementsprechend würden wir die Stornierungsbedingungen anpassen müssen – wie wir das von der Coronakrise bereits gewöhnt sind», sagt der Hotelier.

Jetzt Energiespar-Boost einleiten

Die Beherbergungsbranche ist schon lange daran, Energie effizienter zu nutzen. Dazu bieten wir Ihnen verschiedene Hilfsmittel und Programme wie das digitale Nachhaltigkeitshotel oder das Energiespar-Contracting-Programm. Als Gründungsmitglied der Energiespar-Alliance verbreitet HotellerieSuisse die Kampagne des Bundesamts für Energie aktiv und erarbeitet zusätzliche branchenspezifische Massnahmen. Der Verband nimmt den dringlichen Appell des Bundesrates sehr ernst und ist motiviert, die vom Bundesrat vorgestellten Massnahmen umzusetzen und die Mitglieder dabei zu unterstützen. Der Verband wird in den kommenden Wochen und Monaten weitere Massnahmen erarbeiten, die spezifisch auf die Beherbergungsbranche und die aktuellen Gegebenheiten passen.