Entlastungspaket: Tourismusförderung massiv unter Druck
HotellerieSuisse äussert sich kritisch zu den geplanten Kürzungen im Entlastungspaket 2027 und warnt vor langfristigen Schäden für die touristische Wertschöpfungskette.
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HotellerieSuisse begrüsst die Bemühungen des Bundes, die Staatsausgaben im Griff zu behalten. Der Tourismus wird durch die Einsparungen im Entlastungspaket jedoch überproportional belastet. Dadurch läuft der Sektor Gefahr, nicht mehr die gleiche wirtschaftliche Leistung erbringen zu können. Auch die Einsparungen im Bildungsbereich sind in Zeiten des Fachkräftemangels kurzfristig gedacht und untergraben die Bemühungen der Branche gegen die Problematik vorzugehen. HotellerieSuisse hat diese Punkte in der Vernehmlassung zum Ausdruck gebracht.
HotellerieSuisse unterstützt das Prinzip der Schuldenbremse und ist bereit, einen Beitrag zu gesunden Staatsfinanzen zu leisten. Gleichzeitig trifft das Entlastungspaket den Tourismussektor und die Beherbergung überproportional: Die drei zentralen Förderinstrumente – Schweiz Tourismus, Innotour und die Neue Regionalpolitik – sind alle betroffen. Damit gerät dieses gut aufeinander abgestimmte System mit einem jeweils klar definierten Zweck aus den Fugen. Die Branche ist auf ausreichende Mittel angewiesen, um flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren. «Die geplanten Kürzungen schränken diesen Handlungsspielraum ein und gefährden die Wettbewerbsfähigkeit», sagt Nicole Brändle, Direktorin von HotellerieSuisse.
Alle Sparmassnahmen müssen diskutiert werden
Ein Teil der vorgesehenen Sparmassnahmen erfordert eine Gesetzesänderung, ein anderer Teil kann direkt umgesetzt werden. Besonders bei den direkt umsetzbaren Massnahmen (Schweiz Tourismus und Innotour) ist der Tourismussektor stark betroffen. HotellerieSuisse fordert deshalb, dass im parlamentarischen Prozess sämtliche Massnahmen umfassend geprüft und diskutiert werden – unabhängig davon, ob sie eine Gesetzesänderung voraussetzen. Nur so kann eine ausgewogene und verhältnismässige Umsetzung der angestrebten Einsparungen sichergestellt werden.
Ein abgestimmtes System der Tourismusförderung
Bei Schweiz Tourismus ist eine Kürzung von 20 Prozent vorgesehen. Dies hätte direkte Auswirkungen auf die internationale Vermarktung der Schweiz und deren langfristige Positionierung als nachhaltiges Reiseland. Die aktuell unter Druck geratene Nachfrage aus den USA infolge der dortigen Wirtschaftslage zeigt jedoch, wie wichtig eine breite Marktbearbeitung und gezielte Investitionen in verschiedene Märkte sind. «Gerade jetzt braucht es Stabilität, um die Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Klimawandel und Digitalisierung anzugehen», so Nicole Brändle. Da der Bund rund 60 Prozent der Mittel stellt, droht bei Kürzungen zudem ein Dominoeffekt – weniger staatliche Mittel führen auch zu weniger Engagement der Privatwirtschaft.
Tourismus ist keine finanzielle Bürde
Auch Innotour soll weniger Mittel erhalten – ein Instrument, das entscheidend ist, um Innovationen im Tourismus voranzutreiben, beispielsweise bei der Digitalisierung, der Anpassung an den Klimawandel oder der Bekämpfung des Fachkräftemangels. Weniger Mittel in diesem Bereich bedeuten, dass die Branche wichtige Entwicklungsschritte nicht machen kann. Ähnlich problematisch ist die geplante Reduktion der Mittel für die Neue Regionalpolitik. Dieses Programm ist eine Erfolgsgeschichte für strukturschwache und ländliche Regionen. In der Förderperiode 2016–2020 mobilisierte jeder vom Bund eingesetzte Franken das Fünffache an Investitionen für die Schweizer Regionen. Dies zeigt deutlich, dass Fördermittel im Tourismus eine Wirkung weit über den Sektor hinaus entfalten – etwa im öffentlichen Verkehr, in der Landwirtschaft, der Bauwirtschaft und im Kulturbereich. «Der Tourismus ist keine finanzielle Belastung, sondern eine Investition in die Zukunft: in die wirtschaftliche Stärke der Schweiz, in ihre Standortattraktivität und in eine nachhaltige Entwicklung», sagt Nicole Brändle.
Bildung: Sparen am falschen Ort
Die Branche leidet seit Jahren unter akutem Fachkräftemangel. Dennoch sollen Fördergelder für Mobilitätsprogramme, Grundkompetenzen und die Berufsbildung gekürzt werden. Dabei profitieren gerade Hotellerie- und Tourismuslernende überproportional von internationalen Bildungsaufenthalten – die geplanten Kürzungen würden viele von ihnen ausschliessen und die Chancengleichheit einschränken. Auch die geplante Stärkung der Nutzerfinanzierung bei Hochschulen trifft touristische Bildungsinstitutionen überdurchschnittlich stark, da hier oft höhere Kosten entstehen.
Tourismus braucht Investitionen, keine Kürzungen
Darüber hinaus lehnt HotellerieSuisse auch weitere geplante Massnahmen ab, die direkt oder indirekt negative Auswirkungen auf den Tourismus haben – etwa die Erhöhung der ÖV-Preise im Regionalverkehr, die Streichung der Förderung von Nachtzügen oder der Rückzug bei der Unterstützung nachhaltiger Verkehrslösungen. Die Schweiz lebt von einem starken, ganzjährig funktionierenden Tourismus – auch ausserhalb der grossen Zentren. Dieser leistet nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich einen grossen Beitrag. «Sparen auf Kosten des Tourismus, der Regionen und der Bildung ist kurzsichtig. Der langfristige Schaden für unser Land wäre erheblich», sagt Brändle.