«Für den Projekterfolg braucht es etwas Mut der Hoteliers.»
Weshalb das Pilotprojekt Quereinsteiger:innen Vorbildcharakter für die gesamte Branche hat, erfahren Sie in der nachfolgenden Branchengeschichte.

Das Pilotprojekt Quereinsteiger:innen setzt ein starkes Signal nicht nur für die Hotellerie sondern für die gesamte Wirtschaft. Es lebt vom Spirit, dass es an der Zeit ist, mit innovativen Projekten den Arbeitsmarkt erfolgreich mitzugestalten und entstand vor dem Hintergrund der andauernden Fachkräfteproblematik in unserer Branche. Das vom Zürcher Hotlier Verein (ZHV) und HotellerieSuisse lancierte Projekt wird von der EHL Group (Ecole Hotelière de Lausanne) unterstützt und hat sich zum Ziel gesetzt, gut ausgebildeten und motivierten Menschen zwischen 20 und 65+ Jahren, die Lust auf einen Neuanfang haben, den Einstieg in die Hotellerie zu erleichtern. Und: Der Erfolg ist überwältigend: Statt der erwarteten 20-50 Anmeldungen musste schliesslich bei rund 500 Bewerbungen ein Bewerbungsstopp verhängt werden.
Lücken schliessen und Perspektiven schaffen
«Aktuell sind Köche und Rezeptionsmitarbeitende sehr schwierig zu rekrutieren», erklärt Martin von Moos, Hotelier und Präsident des ZHV. «Diese Lücken können mit dem Projekt relativ rasch und kurzfristig geschlossen werden. Die Ausbildung ersetzt keine ausgebildeten Fachkräfte, sondern kann kurzfristig ergänzend hilfreich sein und dazu beitragen, dass die Quereinsteiger:innen längerfristig zu einer Fachkraft heranwachsen.»
Auch Daniel G. Neugart, Präsident und Geschäftsführer vom Schweizerischen Arbeitnehmerverband 50Plus, ist überzeugt vom Projekt, welches er als «Pionierleistung mit Vorbildcharakter» bezeichnet: «In vielen Branchen stehen wir vor einer tendenziellen Richtungsänderung vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt. Das Projekt Quereinsteiger:innen kann zu einem Vorzeigemodell für andere Branchen werden, die sich auch mit Weitsichtigkeit um die Entwicklung im Arbeitsmarkt kümmern wollen.»



Ein Projekt für Menschen, die mehr als einen Job wollen
«Die Hotellerie ist bunt und bietet vielerlei Möglichkeiten und Chancen. Mich überzeugen vor allem Menschen, die bereit sind, nochmals richtig durchzustarten», beschreibt Daniel G. Neugart die idealen Quereinsteiger:innen. «Eigentlich gelten für die Teilnehmenden die gleichen Kriterien wie wenn wir sonst Mitarbeitende rekrutieren», ergänzt Martin von Moos. «Sie sollten motiviert und offen sein, Neues zu lernen, Sozialkompetenz aufweisen und gerne in einem Team arbeiten. Da die Quereinsteiger:innen aus einer anderen Branche kommen, braucht es anfangs eine gute Portion Anpassungsvermögen».
Passend
Gästen das Gefühl von zu Hause geben
Daniela Senften ist eine der Bewerberinnen, die die Herausforderung annehmen möchte. Nach über 30-jähriger Erfahrung als Flight Attendant und Maître de Cabine wünscht sie sich einen beruflichen Neustart: «Eine Freundin schickte mir das Inserat von HotellerieSuisse. Ich war sofort Feuer und Flamme fürs Projekt, da mein Herz schon seit jeher für die Hotellerie schlägt. Gästen aus aller Welt das Gefühl von zu Hause zu geben, ist mir enorm wichtig.» Sie erhofft sich, bei der Ausbildung das Werkzeug für die Arbeit als Recéptionistin und Einblicke hinter die Kulissen eines Hotels zu erhalten und allenfalls während einer Wintersaison in einem Betrieb in den Bergen mitarbeiten zu dürfen. Sie sieht bei der Ausbildung auch einige Herausforderungen wie das Zeitmanagement während der verkürzten Ausbildung und stellt sich die Frage, ob sie genügend theoretisches und praktisches Fachwissen mitnehmen kann, um die Gäste optimal zu betreuen, Sie ist aber überzeugt, dass ihre Motivation das grösste Hilfsmittel ist: «Mein Wille und meine Lust, dies alles zu schaffen und in kurzer Zeit umzusetzen, sind die Basis für ein erfolgreiches Gelingen.»
Passend
Unterstützung der Hoteliers ist entscheidend für Projekterfolg
Trotz des überragenden Starts des Projektes sind sich auch Martin von Moos und Daniel G. Neugart einig, dass es für den langfristigen Projekterfolg noch einige Hürden zu überwinden gilt: «Der Erfolg des Projektes steht und fällt mit der Bereitschaft der Hoteliers, Quereinsteiger:innen einzustellen – da braucht es sicher noch Überzeugungsarbeit», sind sich die beiden einig. «Gerade im Zusammenhang mit älteren Stellensuchenden müssen die Arbeitgeber dazu bereit sein, sich Gedanken darüber zu machen, wo und wie sie deren Erfahrung am Sinnvollsten einsetzen, um den höchstmögliche Nutzen zu generieren», erklärt Neugart. «Es braucht etwas Mut und eine Portion guter Wille von Seiten der Hoteliers», pflichtet von Moos bei. Er ist überzeugt, dass sich das Erfolgskonzept des Projektes herumsprechen wird, wenn einige Hoteliers mit gutem Beispiel voran gehen. Auch Neugart sieht das Potenzial des Projekts: «Ich bin sicher, dass wir am Anfang einer richtungsweisenden Erfolgsgeschichte stehen!»