OTA: Das Ausland ist um Meilen weiter

Online-Buchungsplattformen (OTA) verfügen über einen beträchtlichen Marktanteil in der Schweiz und schaffen so negative Abhängigkeiten bei Hotels. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten Paritätsklauseln: Hotels dürfen auf der hoteleigenen Website – dem günstigsten Vertriebskanal – keine tieferen Preise oder bessere Bedingungen anbieten als auf den OTA. Mit der Motion Bischof – auch als «Lex Booking» bekannt – hat das Parlament den Bundesrat beauftragt, diesen Missstand zu beheben. Seit bald drei Jahren lässt die Umsetzung auf sich warten.

Die Schweiz hinkt hinterher

Die aktuelle Situation führt beim Hotel zu vielen Nachteilen, die den angestrebten digitalen Kundenservice beeinträchtigen. Gleichzeitig wird das Hotelerlebnis der Gäste von Nachteilen beeinträchtigt, die unsere Nachbarländer längst beseitigt haben. Seit beinahe drei Jahren warten Schweizer Hotelbetriebe darauf, ihre Preise auf der hoteleigenen Website frei zu bestimmen. Die Hoteliers und Hotelièren haben damit einen grossen Standortnachteil gegenüber dem Ausland, was die Politik mit ihrer Verzögerungstaktik bewusst in Kauf nimmt. Marie Forestier, Direktorin im Hotel Bon Rivage in La Tour-de-Peilz und Vorstandsmitglied von HotellerieSuisse sieht zuversichtlich in die Zukunft: «Sobald wir von den Fesseln der Buchungs-Multis befreit sind, spielt der Wettbewerb wieder. Das wird sich positiv auf unsere Preise und die Innovationskraft im Allgemeinen auswirken». Ein Blick ins Ausland zeigt, wie sich die Situation nach Verbot der Paritätsklausel verändert hat.

Frankreich als europäischer Vorreiter – 2015 wurde die Paritätsklausel abgeschafft

2015 wurde die Paritätsklausel in Frankreich als erstes Land in Europa abgeschafft. Aldric Duval, Direktor im ZE HOTEL Paris, findet das Verbot der Paritätsklausel rechtlich gesehen eine sehr gute Sache für die Hotelbetriebe. Der Pariser Hotelier ist aber auch kritisch: «Mir scheint, dass wir noch weiter gehen müssen. Im ZE HOTEL listen wir auf den Rechnungen den Preis für die Nacht und den Preis für die OTA-Gebühren auf. So erkennen unsere Kunden den Betrag, der an die OTA gezahlt wird, klar.» Dieser Betrag ist laut Aldric Duval zudem in bestimmten Fällen grundsätzlich legitim, solange die AGBs zwischen Hotel und OTA fair sind: «Die OTA sollen für ihre Dienstleistungen entlöhnt werden, wenn diese einen echten Mehrwert bringen.» Wenn beispielsweise ein asiatischer Kunde dank einer OTA einen Aufenthalt in der eigenen Sprache buchen, diesen in der eigenen Währung bezahlen kann und zusäzlich noch eine lokale Anlaufstelle für Fragen im Zusammenhang mit dem Aufenthalt hat, ist dies für Aldric Duval ein echter Mehrwert, den er auch gerne vergütet – mittels Rechnung direkt beim Kunden oder durch eine Provision. «In solchen Fällen weise ich den Betrag für die OTA sehr gerne auf unserer Rechnung aus. Wenn die Gäste mit der Dienstleistung des Vermittlers zufrieden waren, sollte es die Gäste auch nicht überaschen, dass diese Dienstleistung etwas kostet.» Das Verbot der Paritätsklausel erlaubt es den Hotels in Frankreich, die Preise selbst zu steuern und auf den verschiedenen OTA unterschiedlich festzulegen. Trotzdem bleibt auch mit dem Verbot der Paritätsklausel noch einiges zu tun. Aldric Duval sieht noch viel Potenzial: «Die Macht der OTA ist nach wie vor sehr stark und es ist für die Hotelbranche ohne eigene Instrumente äusserst schwierig, sich gegen ein so grosses Vertriebsnetz zu wehren.»

Österreich seit 2017 ohne Klausel

In Österreich wurde die Paritätsklausel im Januar 2017 verboten. Das hatte positive Auswirkungen auf die österreichische Hotellandschaft. Klaus Hofmann, Vizepräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) und Geschäftsführer der St. Martins Therme und Lodge meint dazu: «Die Abschaffung der Paritätsklausel hat bei uns bewirkt, dass wir uns noch besser auf die direktbuchenden Gäste fokussieren können. Dies hat auch dazu geführt, dass die Onlinebuchungen auf der hoteleigenen Buchungsplattform entsprechend zugenommen haben.» Das ist nicht zuletzt auf die günstigeren Preise auf den Hotelwebsites zurückzuführen. Der Hotelier meint dazu: «Die Preise haben sich bei uns durchwegs positiv entwickelt. Das hängt auch damit zusammen, dass die Preise auf den verschiedenen OTA separat gesteuert werden können». Laut dem Hotelier muss aber berücksichtigt werden, welche Rolle die OTA allgemein spielen: «In der Stadthotellerie haben OTA in Östereich eine stärkere Position als beispielsweise in der Leisure Hotellerie».

Die Schweiz wartet noch immer

Beinahe drei Jahren warten die Schweizer Hoteliers und Hotelièren nun darauf, dass sie die Preise auf ihrer hoteleigenen Website frei bestimmen können. HotellerieSuisse ist bestrebt, die negativen Abhängigkeiten gegenüber den OTA zu minimieren und setzt sich deshalb für den Erhalt der unternehmerischen Freiheit im digitalen Zeitalter ein. Die Schweizer Hotellerie soll unter denselben fairen Bedingungen wie im benachbarten Ausland tätig sein können.