Neuste Prognosen: Trotz positiver Trends ist vieles ungewiss
Trotz Erholungstendenzen bewegt sich die prognostizierte Auslastung in der Beherbergung für die nächsten Monate nach wie vor unter Vorkrisenniveau.
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Laut der neusten Lageeinschätzung von HotellerieSuisse ist für die bevorstehenden Wintermonate eine gewisse Erholung in der Beherberungsbranche feststellbar. Gleichzeitig bewegt sich die Auslastung immer noch unter Vorkrisenniveau und die epidemiologische Lage ist fragil. Ob die positiven Prognosen für die kommenden Monate eintreffen, hängt etwa davon ab, ob in den Hauptmärkten wieder Reisewarnungen für die Schweiz ausgesprochen oder Einschränkungen im Inland eingeführt werden. Die Politik muss jetzt die gesetzlichen Grundlagen im Covidgesetz verlängern, damit die Unterstützungsmassnahmen bei einer Verschlechterung der Situation nahtlos bereitstehen.
Für die Monate Dezember 2021 bis Februar 2022 erwartet die Schweizer Hotellerie eine durchschnittliche Auslastung von 44 Prozent. Dies entspricht zwar einer höheren Auslastung als für dieselben Monate 2020/21, die jedoch immer noch durchschnittlich 7 Prozentpunkte unter Vorkrisenniveau liegt. Städtische Betriebe erwarten für die Wintermonate eine Auslastung von 38 Prozent, was einem Minus von 12 Prozentpunkten im Vergleich zu vor der Krise entspricht. Dies liegt einerseits an Gästen, die mit der Buchung aufgrund der epidemiologischen Lage zuwarten, andererseits zieht es Schweizerinnen und Schweizer auch wieder vermehrt ins Ausland. Eine nachhaltige Erholung ist somit – insbesondere in den Städten – erst für 2023 realistisch. Es gilt zudem anzumerken, dass die Umfrage zwischen dem 6. und 11. November durchgeführt wurde. In der Zwischenzeit hat sich die Pandemielage negativ entwickelt. Deshalb ist davon auszugehen, dass die leicht positive Entwicklung in den vorliegenden Prognosen überschätzt wurde.
Leichte Erholung im Herbst
Die Auslastungen der vergangenen Herbstmonate fielen höher aus als im Vorjahr. So lag die Auslastung zwischen September bis November bei durchschnittlich 52 Prozent (Vorkrisenniveau: 59 Prozent). Dies dürfte mitunter daran liegen, dass dank der Einführung des Covid-Zertifikats und der einigermassen stabilen epidemiologischen Lage wieder vermehrt ausländische Gäste aus Nahmärkten die Schweiz besuchten. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung sind vor allem städtische Betriebe noch weit entfernt vom Vorkrisenniveau. Hier lag die Auslastung im Herbst bei 56 Prozent. Zum Vergleich: Vor der Krise lag die durchschnittliche Auslastung für denselben Zeitraum bei rund 70 Prozent.
Branche trägt Zertifikatslösung klar mit
Die Aufhebung der Schutzmassnahmen aufgrund der Einführung des Covid-Zertifikats hat den Geschäftsverlauf der befragten Betriebe gesamtschweizerisch positiv beeinflusst. Die befragten Betriebe schätzen die Quote von geimpften oder genesenen Gästen zurzeit auf 80 Prozent. Dabei muss berücksichtigt werden, dass viele Gäste, die sich testen lassen müssten, gänzlich auf einen Hotel- oder Restaurantbesuch verzichten. So verzeichnen etwa Betriebe in ländlich-alpinen Regionen Verluste durch fernbleibende Gäste aufgrund der Zertifikatspflicht. Gerade während der Wintersaison generieren die Betriebe mit vielen Kleinveranstaltungen Umsatz. Hier ist wegen der kostenpflichtigen Tests ebenfalls von Stornierungen auszugehen, was den Geschäftsverlauf negativ beeinflussen könnte.
Impfquote bei Belegschaft bei rund 80 Prozent
Im September hat HotellerieSuisse seine Mitglieder für die Impfung sensibilisiert. Die befragten Betriebe haben die durchgeführte Kampagne grossmehrheitlich (90 Prozent) wahrgenommen und die zur Verfügung gestellten Instrumente (Plakate, Merkblatt Impftipps, Musterbrief für Personal) genutzt. Schweizweit schätzen die Betriebe die Impfquote ihrer Belegschaft mittlerweile auf durchschnittlich 80 Prozent ein. Dies ist erfreulich, liegt es doch klar über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Die Branche nimmt damit ihre Verantwortung wahr und trägt dazu bei, dass die Gäste ein sicheres Ferienerlebnis erhalten.
Bei negativer Entwicklung ist rasches Handeln gefordert
Falls sich die aktuell fragile epidemiologische Lage weiter negativ entwickeln sollte, muss eine allfällige Verschärfung von Massnahmen mit Augenmass erfolgen. Auch dürfen keine Massnahmen allein auf den Schultern des Gastgewerbes eingeführt werden. Bewährte Mittel wie flächendeckendes repetitives Testen in Unternehmen und Schulen, vermehrtes Homeoffice oder Gratistests für alle sind schärferen Einschränkungen – wie etwa einer 2G-Regelung – vorzuziehen. Weiter müssen Unterstützungsleistungen im Gleichschritt mit den Verschärfungen erfolgen. So fordert HotellerieSuisse, dass die Politik die gesetzlichen Grundlagen für eine Verlängerung der Erleichterungen bei der Kurzarbeit schafft. Ebenso muss es bei Bedarf rasch möglich sein, dass Betriebe ein weiteres Härtefallgesuch stellen können.
Flexibilität bei Covid-Krediten nötig
Rund 60 Prozent der befragen Betriebe haben einen Covid-Kredit bezogen. Ursprünglich hätte die Amortisation der Kredite 2021 starten sollen. Bei gut einem Drittel der befragten Betriebe ist dies tatsächlich der Fall. Der Empfehlung der Bankiervereinigung, den Start der Amortisationen auf 2022 zu verschieben, scheinen somit ein Grossteil der Banken Folge geleistet zu haben. Angesichts der aktuell unsicheren Lage und der Tatsache, dass bei 40 Prozent der Betriebe die Rückzahlung der Kredite Investitionen verhindert, fordert HotellerieSuisse eine weitere Flexibilisierung der Amortisationen. Als das Kreditprogramm 2020 lanciert wurde, war nicht klar, wie lange und tiefgreifend die Krise sein würde. Deshalb muss den Betrieben mehr Zeit für die Rückzahlung eingeräumt werden.
Energetische Sanierungen müssen ermöglicht werden
Während eine nachhaltige Erholung nur langsam einsetzt, investieren viele Betriebe immer noch weniger als vor der Krise. In der jetzigen fragilen Phase muss es dennoch gelingen, weg von der Liquiditätssicherung hin zu nachhaltigen Investitionen in Qualität und Infrastruktur zu kommen, so etwa im Bereich der energetischen Sanierungen. Die Befragung zeigt, dass in diesem Bereich ein hohes Interesse seitens der Betriebe besteht, allerdings nur einer von fünf Betrieben komplett energetisch saniert ist. Der fehlende Zugang oder hohe Hürden für Förderprogramme sowie sektorspezifische Besonderheiten wie der Denkmalschutz sind neben der Finanzkraft die häufigsten Gründe, das Thema nicht anzugehen. Das Parlament hat den Bundesrat beauftragt, ein Spezialprogramm für energetische Sanierungen aufzugleisen, das nun rasch erarbeitet werden und den Bedürfnissen der Branche entsprechen muss.
Die Umfrage wurde von HotellerieSuisse vom 6. bis 11. November durchgeführt. In diesem Zeitraum haben rund 200 Mitglieder des Verbands Fragen zur aktuellen Lage beantwortet.